07.06.2018

Elektromobilität: Best Practice Beispiele

Eine Steckdose macht noch keinen elektrischen Fuhrpark, im Gegenteil: Elektromobilität im Unternehmen ist eine komplexe Angelegenheit und erfordert Umstellungen. Die folgenden Erfahrungsberichte aus der Praxis zeigen, welches Potential und welche Innovationen hinter diesem Trend stecken.
Elektrischer Fuhrpark

Interview mit Experten - Gründe für einen elektrischen Fuhrpark

So unterschiedlich die Unternehmen und ihr Mobilitätsbedarf auch sind – als Gründe für die Beschäftigung mit dem Thema nennen alle vier Interviewpartner Zukunftsorientierung und Nachhaltigkeit

Folgende Fuhrparkmanager und Unternehmer haben wir zum Interview gebeten: 

Ing. Michael Frühwald, Head of Facility Managment & Fleetmanagment, RHI AG

“Infrastruktur hat gewaltig angezogen”

Ing. Michael Frühwald

Head of Facility Management & Infrastructure Vienna, Fleetmanagement Austria

RHI AG, Wien

 

 

Helmut Tomek Fleet Manager Wienerberger

“Unser Planet würde sich sicher freuen!”

Helmut Tomek

Fleet Manager Car Fleet

Wienerberger AG, Wien

Manfred Tutschek, Senior Specialist Fleet, ISS Austria Holding GmbH

"Unternehmensleitung fördert die Entwicklung"

Manfred Tutschek

Senior Specialist Fleet – Einkauf & Fuhrpark

ISS Austria Holding GmbH, Wien

Ing. Peter Koch, Spenglermeister, Wien

"Eine meiner klügsten Entscheidungen!"

Ing. Peter Koch

Spenglermeister

Spenglereich Koch

Schritt für Schritt in die Elektromobilität

Zuallererst: E-Autos im Fuhrpark erhalten von den Fleetmanagern eine grundsätzlich positive Bewertung, vor allem der technologische Fortschritt, der damit Einzug ins Unternehmen hält. Den ersten Schritt in das Thema E-Mobilität stellt die Anschaffung eines Poolfahrzeugs dar, das sich vor allem für den Einsatz im städtischen Bereich eignet. „Unser Opel Ampera ist auffällig gebrandet und wird als Stadtfahrzeug und Werbeträger genutzt“, berichtet Helmut Tomek von der Wienerberger AG.

Opel Ampera Wienerberger

Die Herausforderungen

Die Entscheidung für ein E-Auto und die Anschaffung verursachen deutlich mehr Aufwand als ein Standard-Dieselfahrzeug”, erklärt Manfred Tutschek von ISS, “das geht von der internen Beratung über die Kostenanalyse und die Abwicklung der Förderung bis hin zur Errichtung eigener Ladeinfrastruktur.” Mit dieser komplexen Fragestellung müssen sich Fuhrparkmanager zum Glück nicht alleine auseinandersetzen. Leasinggesellschaften sowie Experten auf dem Gebiet für Ladeinfrastruktur-Lösungen verfügen hier über tiefgehendes Know-how, das den Unternehmen wiederum hilft, Zeit und Nerven zu sparen.

Michael Frühwald von RHIMAGNESITA beschäftigt vor allem das Thema Nachhaltigkeit. “Man muss ökologisch denken und hier eignet sich die Technologie auch bestens, um Awareness zu schaffen.” Besonders dem Umgang mit ausgedienten Akkus, zu deren Produktion ja seltene Rohstoffe eingesetzt werden, müsse aber besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden - Stichwort Second Life. Im Vergleich zu den Produktionswerken sind die Möglichkeiten, zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen, für den reinen Bürostandort Wien ohnehin begrenzt.

Die Verschränkung der Nutzer mit der Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen”, sagt Michael Frühwald. Die Frage, wer wann wo sein Auto privat oder dienstlich lädt, müsse künftig genauso einfach zu lösen sein, wie dem Mitarbeiter eine Tankkarte in die Hand zu drücken. Aktuell wurde das Thema an die Leasinggesellschaft outgesourced.

Die Vorteile für die Auslagerung liegen auf der Hand: Wer in Sachen Elektromobilität auf Experten der Branche vertraut, bekommt Antworten auf alle Fragen – auch jene, die er sich noch gar nicht gestellt hat. Abgesehen von der Antwort auf immerwährende Frage „Was kostet’s?“ können die Experten auch Hardfacts zur Frage „Was bringt’s?“ als Entscheidungsgrundlage für den E-Fuhrpark liefern. Nutzermanagement, Lastmanagement oder Geld verdienen mit der eigenen Ladestation sind nur einige Beispiele dafür.

Mehr Reichweite zu erschwinglichen Preisen

Die Automobilhersteller müssen ihre Hausaufgaben machen”, sagt Helmut Tomek. So lange keine E-Autos mit realen Reichweiten von 500 Kilometern (ohne Zwischenladung) zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stehen, wird ein weiterer Ausbau des Fuhrparks mit E-Autos bei Wienerberger nur bedingt stattfinden.

Das sieht Michael Frühwald ähnlich: “Ein E-Auto zahlt sich für uns erst dann aus, wenn wir die Strecke Wien - Leoben, ein paar Termine vor Ort und den Rückweg am Abend ohne Ladevorgang schaffen.

Manfred Tutschek wünscht sich günstigere Modelle und dass E-Mobilität “selbstverständlicher” wird. “Am Markt müssen auch günstige Fahrzeuge angeboten werden, derzeit sind die Listenpreise zu hoch”, sagt er.

Der Anschaffungspreis ist also immer noch ein Thema bei Fuhrparkmanagern - obwohl E-Autos subventioniert werden, liegt dieser noch über den Kosten für ein gleichwertiges Verbrennermodell. Jedoch zeigen TCO Berechnungen schon heute ganz klar, dass sich das Elektroauto, dank geringer Wartungskosten, Entfall der motorbezogenen Versicherungssteuer und weiteren Vorteilen, im Vergleich zum Verbrenner bereits nach wenigen Jahren rechnet. Eine Musterrechnung eines Elektroautos im Vergleich mit einem Verbrenner finden Sie hier.  

Elektromobilität gewinnt im Unternehmen weiter an Bedeutung

Elektromobilität ist Thema und wir verschließen uns nicht,” sagt Michael Frühwald. Bei den Staplern- und anderen Kleinfahrzeugen ist die Umstellung auf “E” ohnehin längst im Gange. Und vom Standort Leoben, von dem aus diverse Strecken elektrisch machbar sind, wurde außerdem ein E-Auto angeschafft. Die öffentliche Ladeinfrastruktur habe in den letzten Monaten gewaltig angezogen und auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur im Unternehmen soll sukzessive vorangetrieben werden.

Helmut Tomek war bei Wienerberger die treibende Kraft, sich mit E-Mobilität auseinanderzusetzen. Mit Blick in die Zukunft sagt er: “Wir können nicht ewig mit fossilen Brennstoffen fahren. Aktuell verfügen wir zwar nur über ein E-Auto, deshalb spielt auch die Ladeinfrastruktur noch keine große Rolle. Mit der Zunahme neuer Modelle am Markt wird sich das jedoch ändern und wir tragen diesem Umstand am neuen Standort (Übersiedlung 2019) Rechnung. Dort errichten wir in einem ersten Schritt 10 Ladestationen - mit der Möglichkeit, auf 50 auszubauen. So können jedenfalls jene Mitarbeiter, die privat bereits ein E-Auto fahren, problemlos laden.

Manfred Tutschek ist überzeugt, dass die Bedeutung der E-Mobilität auch bei ihm im Unternehmen zunehmen wird, wenn auch nur „in kleinen Schritten. Der Einsatzzweck muss einzeln ausgewählt werden.”

Peter Koch rechnet vor, wie sich die Umstellung in seinem Betrieb ausgezahlt hat: Durch die PV-Anlage am Dach arbeitet das Unternehmen nahezu energieautark, die E-Fahrzeugflotte hat sich im Gebrauch schnell amortisiert. Die Spritkosten von 2.000-3.000 Euro haben sich auf 150-200 Euro Stromkosten pro Monat verringert, die Wartungskosten haben sich mehr als halbiert. „Auch ohne Förderungen rentiert sich die Anschaffung einer voll-elektrischen Flotte, denn Dank der Steuerreform sparen sich Unternehmen in Österreich bereits bei der Anschaffung der E-Fahrzeuge rund 20 Prozent der Kosten. Der Sachbezugsentfall hilft auch den Arbeitnehmern sehr“, sagt Peter Koch.

Fazit zur Elektromobilität in Unternehmen

Die Best Practice Beispiele zeigen, dass die Elektrifizierung der Flotte zwar Umstellungen an der einen oder anderen Stelle erfordert, diese als zuständiger Fuhrparkmanager aber nicht alleine gestemmt werden müssen. Verlässliche Partner und kompetente Anbieter sind Profis auf diesem Gebiet und können bei der Umsetzung wertvolle Hilfestellung leisten und individuelle Möglichkeiten, maßgeschneidert auf das jeweilige Unternehmen, bieten. Zudem führt Elektromobilität langfristig betrachtet zu Einsparungen und einem positiven Image.

 

 

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