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SMATRICS E-Mobility Talk - Juni 2024 - Mobilitätszentren
Erstellungsdatum: 12.06.2024

E-Mobility Talk: Anforderungen an Mobilitätszentren von morgen

Das Ladenetz in Österreich wächst. Der Bedarf an Ladeinfrastruktur wird sich bis 2030 aber mindestens verdreifachen, das Schnellladen spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Gerade im Bereich Destination- und En Route-Charging entwickeln Tankstellen und Handelspartner ihre Konzepte laufend weiter.

Beim 4. E-Mobility Talk am 11. Juni 2024 lud SMATRICS relevante Player, die den Status beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur im Bereich Destination- und En Route-Charging – also Laden am Zielort und Laden während der Fahrt – in Österreich diskutierten.

Vertreten waren Hauke Hinrichs, CEO SMATRICS, Matthias Damberger, Head of E-Mobility Orlen Austria GmbH, Stefan Pany, Direktor Technische Abteilung REWE International AG und Reiner Reinbrech, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Abteilung Mobilitätswende. 

 

Ladeinfrastrukturbedarf wird sich verdreifachen

Mit Stand April 2024 gibt es in Österreich fast 170.000 rein elektrisch betriebene PKW. Bis 2030 sieht SMATRICS einen Anstieg auf knapp 1,2 Millionen E-Fahrzeuge, das würde rund 30 Prozent entsprechen. Das österreichische Ladenetz gehört zu den bestausgebautesten in Europa. Aktuell gibt es mehr als 21.000 Ladepunkte in Österreich.

Dennoch ortet Hauke Hinrichs, CEO von SMATRICS, Entwicklungsbedarf. „Wir werden mindestens eine Verdreifachung oder Vervierfachung der Ladeinfrastruktur sehen. Dafür müssen wir aber auch das Ausbautempo erhöhen“, so Hinrichs. „Allerdings kann Laden nicht mit Tanken gleichgesetzt werden, es ist anders in unseren Alltag eingebettet und zudem dezentraler und digitaler.“ 

Die Verteilung der Ladeinfrastruktur, also wo – und damit einhergehend – wie lange geladen wird, wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Den größten Anteil nimmt dabei immer noch das Laden zu Hause und am Arbeitsplatz ein. Aber gerade beim Laden an Tankstellen oder Laden bei Supermärkten zeigt sich eine große Dynamik, die sich auch im starken Ausbau von Schnellladepunkten widerspiegelt. Aktuell liegt der Anteil an HPC – sogenannten High Power Chargern – von SMATRICS EnBW bei 15 Prozent. Ziel ist auch hier eine Verdreifachung bis 2030 herbeizuführen. 


Zielgerichtete Förderungen treiben Hochlauf weiter voran

Österreich habe ein cleveres Förderregime aufgebaut, ohne welches die Errichtung von Ladeinfrastruktur gerade in unterversorgten Regionen wesentlich schwieriger wäre, so Hinrichs. Mit der seit April geltenden AFIR, der Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, werden qualitative als auch quantitative Mindestanforderungen an die Infrastruktur, zu Zahlungsmodalitäten und Preisinformation vorgegeben. Dadurch soll die unterschiedlich ausgebaute öffentliche Ladeinfrastruktur in den Mitgliedstaaten EU-weit angeglichen werden. 

Für das hochrangige Straßennetz bedeutet dies, dass zukünftig mindestens alle 60 km Ladepunkte zur Verfügung stehen müssen. „Die Fördermittel im Bereich E-Mobilität wurden seit 2016 konsequent ausgebaut. Heuer liegen diese bei mehr als 300 Millionen Euro“, erklärt Reiner Reinbrech vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Abteilung Mobilitätswende. 

Natürlich fokussiere man auf jene Bereiche, die besonders Unterstützung benötigen. Dazu zählen im Bereich der betrieblichen PKW soziale Einrichtungen, Fahrschulen, E-Carsharing Fahrzeuge oder auch E-Taxis. Ebenso gibt es aktuell bei betrieblicher als auch öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur Fördermöglichkeiten mit maximal 3 Millionen Euro pro Unternehmen. Ergänzt wurde hier auch eine neue Förderkategorie für HPC-Ladepunkte mit einer Leistung von mehr als 300 kW.

Um den Hochlauf zu unterstützen werden zudem Maßnahmen gesetzt, die die verschiedenen involvierten Stakeholder stärker vernetzen. Mit „Ladegrund“ wurde eine Matchmaking-Plattform für Grundstücksbesitzer:innen und Ladeinfrastruktur-Betreibern oder Investor:innen geschaffen. Ende 2024 wird eine weitere Vernetzungsplattform „STromnetze für ELEktromobilität (STELE) aufgebaut, die einen engeren Austausch zwischen Netzbetreibern, Playern der E-Mobilitätsbranche und der öffentlichen Hand ermöglichen soll.

 

E-Mobilität ist gekommen um zu bleiben

Für Handelsbetreiber wie die REWE nimmt Ladeinfrastruktur einen immer wichtigeren Stellenwert ein, wie Stefan Pany, Direktor Technische Abteilung REWE International AG, weiß: „Allein 2023 wurden 4 GWh an Ladeleistung bei der REWE Group bezogen – das entspricht einer Verdoppelung zu 2022.“Pro Tag werden in Österreich durchschnittlich 10.000 kWh an aktuell 85 BILLA und BILLA Plus-Standorten geladen.

Bis 2027 plant die REWE Group die Anzahl der Ladestationen auf mehr als 600 zu erhöhen. Ziel von BILLA ist es, sich vom reinen Supermarkt zum Nachhaltigkeitsmarkt zu entwickeln. Dazu gibt es auch in 2024 einen weiteren BILLA Nachhaltigkeitsleuchtturm in der Pilotengasse im 22. Wiener Gemeindebezirk, der ein Bauwerk in Holzbauweise und Öko-Beton ebenso inkludieren, wie viel Begrünungsmaßnahmen, Photovoltaikanlagen in Kombination mit einem Speicher und PV-Carports mit leistungsfähiger Ladeinfrastruktur.

Dennoch stoße man auch noch auf diverse Herausforderungen. So sind beispielsweise die regulatorischen Anforderungen bezüglich der erforderlichen Ladepunkte in jedem Bundesland sehr unterschiedlich ausgeprägt: teilweise wird eine Anzahl definiert, teilweise ist die Ladeleistung vorgegeben, erklärt Pany. „Wir setzen an unseren Standorten klar auf HPC, also ultraschnelles Laden, um den Kund:innen bei einer durchschnittlichen Einkaufszeit von 15-20 Minuten einen weiteren Mehrwert bieten zu können.“


Tankstelle 2.0 als Mobilitätszentrum für den täglichen Bedarf

Aber auch Tankstellen setzen verstärkt auf alternative Kraftstoffe und bauen ihre E-Ladeinfrastruktur aus. „Wir investieren in eine nachhaltige Energiewende. Dazu will unser Mutterkonzern bis 2030 10.000 aktive Ladepunkte in Zentraleuropa bereitstellen“, so Matthias Damberger, Head of E-Mobility der Orlen Austria GmbH – vormals Doppler Energie GmbH. 

Für Tankstellen ist die E-Mobilität eine weitere Chance, die eigenen Services auszubauen und die Anforderungen an den täglichen Bedarf noch stärker an einem bereits etablierten Standort abdecken zu können. Doch eignet sich nicht jeder Standort aufgrund eines oftmals begrenztes Platzangebot für den Ausbau. Dass die Anzahl der Tankstellen in den nächsten Jahren zurückgehen wird, glaubt Damberger nicht: „Die klassische Tankstelle wird sich verändern, wir haben hierzu schon verschiedene Standortkonzepte entwickelt.“ 

Orlen setzt auf zwei neue Modelle: sogenannte Partnerstandorte können mit Ladeinfrastruktur weiter aufgewertet werden und damit die Besucher:innen-/Nutzer:innen-Frequenz erhöhen. Als drittes Modell gewinnen E-Mobility-Hubs stärker an Bedeutung, bei denen rein auf E-Mobilität – oft in Kombination mit Photovoltaik und Windkraft – fokussiert wird. Hier können zudem Lademöglichkeiten für den Schwerverkehr geschaffen werden, die an bereits gebauten Standorten nicht immer umsetzbar sind.

 

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