E-Mobility Talk: Laden ist das saubere Tanken von morgen
Der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur schreitet in Österreich zügig voran. Die Ladeleistung hat sich in Österreich in den vergangenen drei Jahren mehr als vervierfacht, besonders der Bereich Highspeed-Charging ist auf 35 Prozent angewachsen. Zukunftsfitte Ladeparks mit zig Ladepunkten, Photovoltaikanlagen und weitere Services erhöhen Komfort und Nachhaltigkeit. Lange Genehmigungsverfahren und komplexe Planungsprozesse sind allerdings immer noch ein Hemmschuh beim Ladeinfrastrukturausbau.
Beim 3. E-Mobility Talk am 21.3.2024 lud SMATRICS Expert:innen aus der E-Wirtschaft, um den Status beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in Österreich zu diskutieren.
Vertreten waren (v.l.n.r.): Peter Limberger, Geschäftsführer solarcap / pod bau, Philipp Wieser, Teamleiter Österreichs Leitstelle für Elektromobilität bei AustriaTech, Hauke Hinrichs, CEO SMATRICS, Thomas Landsbek, CEO SMATRICS EnBW, Philipp Senoner, Geschäftsführer Alpitronic.
Ladeinfrastruktur als Rückgrat der Mobilitätswende
Die Ladeinfrastruktur in Österreich wächst: In Summe gibt es österreichweit mehr als 21.000 öffentliche Ladepunkte. Der Anteil an der Gesamtladeleistung bei Ultra-Schnellladepunkten lag 2021 noch bei 17 Prozent, Anfang Februar 2024 waren es bereits 35 Prozent. SMATRICS EnBW plant allein 2024 bis zu 200 weitere Highspeed-Ladepunkte.
„Wir betreiben das österreichweit größte Schnellladenetz“, sagt Thomas Landsbek, CEO von SMATRICS EnBW. „Unser Ziel ist es, alle 40 km einen Standort für ultraschnelles Laden bereitzustellen. Diesen Ausbau treiben wir konsequent voran – nicht nur an Autobahnen, sondern auch beim Handel und in Städten.“ Denn Schnellladen hat auch im Alltag große Vorteile: „Während eines Einkaufs lädt mein Auto auf dem Parkplatz ausreichend Reichweite für die Alltagsfahrten der nächsten Tage. Das funktioniert auch ohne eigene Wallbox zuhause“, ergänzt Thomas Landsbek.
SMATRICS EnBW ist Teil des EnBW HyperNetz, das Kund:innen Schnellladen mit der höchsten Leistungsklasse von den Grenzen Dänemarks bis über den Brenner hinaus ermöglicht. 2024 plant SMATRICS EnBW die ersten Standorte in Italien entlang der Haupturlaubsrouten zu errichten.
Fokus auf Städte & mehr Komfort beim Laden
Das En-Route-Charging, also das Laden während der Reise, oder das Destination-Charging am Zielort rücken stärker in den Fokus. Hier setzt SMATRICS mit seinen 360-Grad-Lösungen an.
„Laden muss in den Alltag integrierbar sein und barrierefrei stattfinden können. Wien mit mehr als zwei Millionen Einwohner:innen und vergleichsweise wenigen Garagenplätzen verdeutlicht, dass Lademöglichkeiten bei Supermärkten oder Einkaufszentren stark gefragt sind”, betont Hauke Hinrichs, CEO von SMATRICS.
Auch bei den Möglichkeiten der Abrechnung können Kund:innen die von ihnen bevorzugte Variante wählen. So kann man jetzt schon zwischen Ladekarte und QR-Code wählen. Gerade das Bezahlen über Payment Terminal sieht Hinrichs als Gamechanger: „Mit der Umsetzung der AFIR Richtlinie wird ab Mitte April 2024 zusätzlich Direct Payment an unseren SMATRICS EnBW Ladesäulen möglich sein.“
Darüber hinaus haben Nutzer:innen die Möglichkeit ihr Fahrzeug für die Funktionen AutoCharge oder Plug & Charge, bei denen das Auto den Ladevorgang ohne Zwischenschritt direkt starten kann, aktivieren zu lassen.
Ladeparks der Superlative – Erwartungen & Hindernisse
Mit dem Hochlauf der E-Mobilität steigt auch der Bedarf an Multi-Ladehubs. Der bisher größte Ladepark wurde von solarcap mit 74 DC-Schnellladepunkten umgesetzt und Ende 2023 an der A8 in Meggenhofen, Oberösterreich, in Betrieb genommen.
solarcap Geschäftsführer Peter Limberger erklärt: „Bisher haben Ladenetzanbieter an Standorten ihre eigenen Ladestationen errichtet. Wir bündeln bei unseren Hubs die größten Ladenetzanbieter an einem Standort.“
Zudem wird Energie zusätzlich über eigene, in den Carportlösungen integrierte PV-Anlagen gewonnen und mit Batteriespeicher ergänzt. „So können wir Spitzen abfangen und die Netzbelastung reduzieren. Damit optimieren wir auch das Investment“, so Limberger.
Dennoch brauche es Strukturen, die mehr Tempo beim Bau von Ladeinfrastruktur ermöglichen. „Die Personalressourcen bei den Verteilnetzbetreibern wurden in der Vergangenheit so runtergespart, dass die ohnehin schon komplexen Planungsprozesse noch langwieriger werden.
Jetzt kommt alles auf einmal: Wärmepumpen, Photovoltaik und die Elektromobilität. Es braucht Investitionen in Verteilnetze, in Know-how und auch in Personal, damit wir die Energie- und Mobilitätswende erreichen können“, betont Hinrichs. Mit dem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) erwarte man hier Verbesserungen.
Optimierung der Ladeleistung & Potenziale beim Schwerlastverkehr
Mit einer neuen Generation an Hardware kann die Ladeleistung weiter optimiert werden. „Mit unseren Alpitronic Hyperchargern können wir Verbrauchsverluste von derzeit 6 Prozent auf 2,5 Prozent reduzieren“, sagt Philipp Senoner, Geschäftsführer Alpitronic
„Der Trend bei neuen E-Fahrzeugen geht dahin, dass diese eine höhere Ladeleistung aufnehmen können und sich damit die Ladezeit reduziert. So kann Ladeleistung für mehr als 300 km in rund zehn Minuten nachgeladen werden.“
Der Güterverkehr wird künftig einen starken Beitrag zur Dekarbonisierung leisten müssen und auch können. Auch, wenn der Hochlauf bei E-LKW aktuell noch langsam ist, zeigen Prognosen ein starkes Wachstum in der EU auf zehn Prozent bis 2030 und sogar auf bis zu 40 Prozent bis 2040.
„Insgesamt werden bis 2030 8.000 bis 10.000 schwere E-LKW auf Österreichs Straßen unterwegs sein. In den ersten Ausschreibungen des Förderprogramms ENIN gab es bereits 512 bestätigte Förderungen für schwere batterieelektrische LKW und 2.400 leichte batterieelektrische LKW“, erklärt Philipp Wieser, Teamleiter Österreichs Leitstelle für Elektromobilität bei AustriaTech.
„Bereits heute haben wir national rund 11.000 leichte E-Nutzfahrzeuge im Bestand, das ist einer der besten Werte in Europa.“
Damit steigt die Nachfrage nach entsprechender Ladeinfrastruktur, denn LKW haben andere Anforderungen, sei es der Platzbedarf, die Standzeiten oder benötigten Ladeleistungen.
Bis 2040 wird mit einem Bedarf von rund 4.500 Ladepunkten an den Autobahnraststationen bzw. -rastplätzen in Österreich gerechnet, 20 Prozent davon für LKW mit Vorbereitung fürs Megawatt Charging.
Ausschlaggebend ist, passende Produkte für die verschiedenen Ladeszenarien von E-LKW zur Verfügung zu stellen. Gerade beim En-Route-Charging können Lademöglichkeiten so geplant werden, dass diese mit den gesetzlichen vorgeschriebenen Fahrpausen möglichst übereinstimmen.
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